Wie Ganderkeseer Gymnasiasten ihre Berufskarriere starten können

von Birgit Stamerjohanns 

Ganderkesee. Bei der Berufsbörse im Gymnasium Ganderkesee bekommen Schüler des 11. Jahrgangs einen Einblick in verschiedene Berufe

Dominik Knickmann ist ein gefragter Mann an diesem Vormittag. Der Architekt aus Oldenburg hält einen Vortrag nach dem nächsten – offenbar interessieren sich viele Ganderkeseer Gymnasiasten für das Bauen und Gestalten von Häusern. Eine Stichprobe ergibt: Von 15 Workshop-Teilnehmern überlegt etwa die Hälfte, ob ein Architekturstudium nach der Schule nicht genau das Richtige wäre. Über eine Ausbildung denkt allerdings niemand aus der Gruppe nach. Dabei plädiert Knickmann genau dafür: „Es ist sehr sinnvoll, vor dem Studium eine Lehre zu machen“, findet der Architekt, „wer direkt von der Schule aus ins Studium startet, dem fehlen einfach Wissen und Erfahrung.“ Diese Beobachtung hat er in seinem Büro auch schon gemacht – nicht jeder studierte Architekt ist auf die Realität im Berufsleben vorbereitet.  

Berufsbörse am Ganderkeseer Gymnasium 

Auch Christoph Stolle macht bei der sechsten Berufsbörse am Ganderkeseer Gymnasium Werbung für eine Ausbildung. Der Ganderkeseer hat nach dem Abitur eine Banklehre begonnen und ist mit dieser Wahl noch immer sehr glücklich. „Viele denken, es sei in der Bank langweilig, aber das stimmt absolut nicht“, so der 22-Jährige. Geldgeschäfte seien eben auch immer eine intime Angelegenheit, man erfährt viel über seine Kunden, hat engen Kontakt mit Menschen. Außerdem: „Aus meiner Sicht werden Fragen rund um die Altersvorsorge immer wichtiger, da ist es schon gut, sich auszukennen.“ 

Suche nach einem passenden Job 

Während für viele Studienabsolventen die Suche nach einem passenden Job erst richtig los geht, ist für Stolle schon alles klar: Sein Arbeitgeber hat ihm einen unbefristeten Vertrag angeboten. Zwar plant der Ganderkeseer jetzt doch noch ein berufsbegleitendes Studium, aber er hält die Ausbildung nach der Schule für die richtige Entscheidung: „Man sammelt Berufserfahrung, lernt den Umgang mit Menschen und verdient sein eigenes Geld.“

Lehrerin Martina Mertens freut sich, wenn den Jugendlichen bei der Berufsbörse Alternativen zum Studium aufgezeigt werden. Die Organisatorin hat 24 verschiedene Referenten organisiert, die ihre Berufe vorstellen. Dabei hat sie sich an den Wünschen der Schüler orientiert. Besonders interessant findet der elfte Jahrgang neben Architektur den Lehrerberuf und das Ingenieurswesen. Aber auch für die Ausbildungschancen bei der Bundeswehr interessieren sich viele. „Leider gibt es kein Interesse an Handwerksberufen“ bedauert Martina Mertens. Sie überlegt, im kommenden Jahr trotzdem auch Handwerker einzuladen, ebenso wie Referenten aus dem Bereich Landwirtschaft.

Interesse an Landwirtschaft 

Interesse an Landwirtschaft ist auch von Vorteil für alle, die bei den Amazonen-Werken in Hude arbeiten wollen. Mitarbeiter Daniel Diekmann wirbt für das duale Studium, also eine betriebliche Ausbildung, bei der gleichzeitig studiert wird. „Viele fragen sich, ob sie das Ingenieurs-Studium durchhalten, weil es als sehr anspruchsvoll gibt.“ Diekmann hat folgenden Tipp parat: „Wenn man sich auf seine Stärken und Interessen besinnt, dann hilft das auch beim Durchhalten, wenn es einmal nicht so rund läuft!“

Quelle: Delmenhorster Kreisblatt (05.02.2019)