Gymnasium Ganderkesee setzt für ein gutes Miteinander auf Prävention

Von Lennart Bonk
Ganderkesee. Über sechseinhalb Jahre ist am Gymnasium Ganderkesee ein Präventionskonzept gereift. Die einzelnen Bausteine sind im Schulalltag verankert und zeigen Wirkung.

„Ich werde hier von allen akzeptiert und unterstützt“, sagt der im Rollstuhl sitzende Kenan über seine Klasse 6b am Gymnasium Ganderkesee. Seine Mitschüler Chiara (12), Paula (11) und Lex (11) betonen unisono: „In unserer Klasse wird nicht gemobbt.“ Damit das so bleibt, setzt das Gymnasium am Steinacker auf Präventionsarbeit. Auf die Gefahren durch Cybermobbing hat gestern Martin Klinger von der Polizei Wildeshausen aufmerksam gemacht.

Fasching beeinflusst schulische Präventionsarbeit
Das Projekt ist Teil eines mehrteiligen Präventionskonzepts am Gymnasium. Das Konzept ist in mehrere Module gegliedert, die die Schüler für Themen wie Gewalt, Mobbing, Medienkompetenz sowie Alkohol- und Drogenprävention sensibilisieren soll. Entsprechend nach dem jeweiligen Entwicklungsstand der Schüler werden die Inhalte im Unterricht vermittelt. „Wir setzen auf Prävention, weil alle Probleme des Leben auch mit in die Schule genommen werden. Mit dem Konzept vermitteln wir den Kindern Instrumente zur Problemlösung“, erläutert Schulleiterin Renate Richter. Das Konzept mit seinen einzelnen Bausteinen haben Richter und Schulsozialarbeiter Björn Knölke am Donnerstag vorgestellt.(Foto)

Foto: Lennart Bonk

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Das erste Modul für den fünften Jahrgang ist der Klassenrat. Dabei lernen die Schüler wie sie Probleme und Konflikte gemeinschaftlich und selbstständig lösen. Das demokratische Lösungskonzept kennen sie oft schon aus der Grundschule. Welche Themen für die Schüler wichtig sind, hat das Gymnasium in einer internen Befragung ermittelt. Aufgrund der Ergebnisse der Studie wurden Bausteine hinzugefügt und angepasst. Neu ist etwa eine Vortragsveranstaltung zum Thema Cannabis für Schüler und Eltern, die Ende 2019 erstmals stattfand.

Auch der Fasching hinterlässt im Schulleben seine Spuren. Das Thema Alkohol wird nun ein Jahrgang früher angesprochen. „Wir haben den Baustein zudem vor den Fasching gelegt, weil viele Schüler dort ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol machen“, erläutert Richter. Mit dem Modul sollen die Achtklässler über die Gefahren von übermäßigem Alkoholkonsum aufgeklärt werden.

Kleinere Streitigkeiten kommen vor
„Wir wollen verhindern, dass wirklich tiefgehende Probleme in den Klassen entstehen“, betont Björn Knölke, Schulsozialarbeiter am Gymnasium. Deshalb werde präventiv gearbeitet. Vor sechseinhalb Jahren hat er die ersten Bausteine für das Konzept entwickelt. Von Klasse fünf bis neun begleitet es die Heranwachsenden. Die Präventionsarbeit mache sich im Schulalltag bemerkbar. „Wir stellen fest, dass es sehr wenig Mobbing-Vorfälle gibt“, sagt Knölke. Lediglich kleinere Streitigkeiten kommen mal vor.

Auch außerhalb der Schulwelt sind es oft nur Streitigkeiten, die der Polizei gemeldet werden, berichtet der Polizeioberkommissar Klinger. Für Mobbing müsse der Geschädigte über einen längeren Zeitraum seelischen Schikanen ausgesetzt sein. Allerdings betont er: „Der Umgangston in den Medien ist sehr roh geworden.“ Die Kinder müssen dafür sensibilisiert werden.

In der Klasse 6b wird auf die Gemeinschaft geachtet. Klassenausflüge werden so geplant, dass Kenan nicht ausgeschlossen wird. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt er.

Quelle: Delmenhorster Kreisblatt (20.02.2020)